Page 4 - Rudolf Giesselmann - Fotobuch - Klasse 7
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Vorwort
Die Jungen und Mädchen der Klasse 7 der Stadtteilschule Wil- Werfen wir einen Blick in eine mögliche Zukunft von drei der gefällt er sich in seiner Rolle und wird immer sicherer und besser Menschen auch zukünftig deutlich gesehen und wahrgenommen
helmsburg blicken uns zweimal an - einmal von Angesicht zu Jugendlichen: in seinen Vorträgen. So hat er - und dies mit einigem Vergnügen- werden, wie in diesem Band des Fotografen Rudolf Giesselmann.
Angesicht und einmal stehen sie uns in ganzer Größe in ihrer seine schulischen Leistungen wunderbar verbessern können. Auch sie selbst müssten immer wieder bereit sein, sich zu zeigen
eigenen Körperhaltung und ihrem ausgewählten Outfit gegen- Didem besucht die Hamburger Stadtteilschule Wilhelmsburg Dies wiederum bringt ihn seinem Traumziel näher. Nachdem und sich zu präsentieren. Außerdem bräuchten sie weiterhin gute
über. Wache, hübsche Jugendliche schauen uns an - manchmal und ist recht gut in ihre Klasse integriert. Die anderen Mädchen er den Hauptschulabschluss erworben hat, schafft er mit konti- Beratung und Unterstützung, z.B. von ihren LehrerInnen und
lächelnd, häufig ernst. schätzen ihre Besonderheit. Im neuen Schuljahr steht Musik auf nuierlicher Arbeit auch den mittleren Bildungsabschluss. Seine den anderen Erwachsenen aus ihrem Umfeld für ihre jeweiligen
So wie wir nur einen Ausschnitt ihrer Person sehen und wahr- dem Plan. Dabei fällt dem Musiklehrer ihre Stimme auf und er Liebe zum Zeichnen, zum Präsentieren und zu den Autos hat Interessen und Fähigkeiten.
nehmen können, so erfahren wir von ihnen jeweils eine Moment- lädt Didem ein, in dem neu gegründeten Chor mitzusingen. Ein ihm geholfen, seinen Schulweg zu schaffen. Er findet einen Platz Ich habe viele Jahre mit Jugendlichen aus unterschiedlichen
aufnahme aus ihrem Alltag. Sie spielen Fußball, singen, tanzen, wenig schüchtern singt Didem und freut sich, wie angetan die und hat inzwischen seine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker Ländern und Kulturen in einer Berufsschule gearbeitet und gese-
kochen und treffen sich mit den Freunden und Freundinnen. anderen SchülerInnen von ihrem Singen sind. Wider Erwarten erfolgreich abgeschlossen und anschließend eine Festanstellung hen und erfahren, welche Potenziale in diesen jungen Menschen
Dennis findet, dass er beim American Football auch viel für sein macht ihr dieses regelmäßige Singen im Chor richtig Spaß. Ein in seinem Traumberuf erhalten. stecken.
Leben lernt, z.B. Respekt vor anderen zu haben. Hasude spricht erster Auftritt bei einem Stadtteilfest bringt dem Schulchor dickes Die Einblicke in das Schulleben und den Alltag der Jungen und
Deutsch und Afghanisch; sie lernt außerdem noch Englisch und Lob ein. Didem erfährt über den Musiklehrer und die Rückmel- Hatice ist immer wieder zur Klassensprecherin gewählt wor- Mädchen der Klasse 7 von der Stadtteilschule Wilhelmsburg, die
Französisch. Einige von ihnen übernehmen bereits Verantwor- dungen der Anderen, wie gut ihre Stimme ist. Auch ihre Mutter den, denn mit viel Geschick hat sie die Alltagskonflikte in ihrer uns Rudolf Giesselmann mit den Fotos und den Texten ermög-
tung, wie Hatice als Klassensprecherin oder Elham, die manch- ist erfreut über diese Entwicklung und erlaubt Didem, in einem Klasse und in der Schule mit auflösen können. Als sie in der 8. licht, beruhen auf vielleicht kleinen, aber wundervollen Schritten
mal auf ihre jüngeren Geschwister aufpasst, oder Can, der sei- großen Hamburger Gospel-Chor mitzusingen. Durch ein Prakti- Klassen war, schlugen die älteren SV-SchülerInnen und auch die der Schüler in eine gute Zukunft:
nem Vater beim Einkaufen fürs Geschäft hilft. kum begeistert sich Didem für den Beruf der Physiotherapeutin. Verbindungslehrer ihr vor, an einer mehrstufigen Weiterbildung
Wie viel Temperament blickt uns entgegen und wie viel Krea- Sie macht eine entsprechende Ausbildung und findet auch einen zum Thema Mediation für SchülerInnen aus der SV-Arbeit teil- Ich zeige mich und lasse mich anschauen.
tivität steckt in den Erzählungen aus ihrem Alltag! Die Gruppen- guten Arbeitsplatz. Regelmäßige Weiterbildungen zu den Berei- zunehmen. In diesen Seminaren lernte Hatice so viel Neues und Ich erzähle einfach von mir.
aufnahmen erzählen uns davon: Wir sehen sie, beim Tischfußball chen Körper, Bewegung, Atem und Stimme bringen ihr immer Interessantes, dass sie sich immer mehr für den Bereich Kommu- Ich weiß, was ich tue.
auf dem Schulhof, beim Essen und Schwatzen in der Kantine wieder neue Erkenntnisse und neue Erfolge im Beruf und beim nikation und Konfliktmanagement interessierte. Dies bestimmte Ich bin selbstbewusst.
und auch sehr ernsthaft und engagiert in verschiedenen Schulsi- Singen. ihren weiteren Schul- und Ausbildungsweg. Sie absolvierte einige Mein fremder Name, mein Kopftuch, meine vielleicht andere
tuationen - nachdenklich, sinnierend, schreibend, sehr konzent- Praktika in sozialen Projekten und nahm weiterhin an Semina- Lebens- und Sichtweise, können ein Angebot für dein Interesse
riert, dabei heiter beim Backen in der Schulküche. Adrian hat für sich das Comic-Zeichnen entdeckt. Immer ren für Jugendliche teil. Sie schaffte ihren Realschulabschluss an mir sein.
Am Ende des Buchs beschreibt ein Foto vom Tafelbild mit wenn ihm langweilig ist, dann zeichnet er. Und außerdem macht und besuchte die Fachoberschule Sozialwesen. Inzwischen stu-
zwei Elfchen dann noch, dass die Klasse ganz offensichtlich den ihm das Präsentieren - vorläufig nur im Unterricht - großes Ver- diert sie an einer Fachhochschule für Soziale Arbeit.
Fotografen aufgenommen hat. Das Buch schließt mit einem Foto gnügen. Hier kann er seine visuellen Fähigkeiten in den Plakaten Rosemarie Gögler, Kassel, März 2013
vom Spiel einiger Schülerinnen vor der Kamera in einer Pause; umsetzen. Wenn er dann vor der Klasse steht und gut vorbereitet So oder so ähnlich könnten die Biografien von Didem, Adrian,
offensichtlich genießen sie es. mit Hilfe seiner kleinen Moderationskarten zur Sache redet, dann Hatice und den anderen verlaufen; jedoch nur wenn diese jungen