Page 5 - Rudolf Giesselmann - Fotobuch - Klasse 7
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Vorwort
 Die Jungen und Mädchen der Klasse 7 der Stadtteilschule Wil-  Werfen wir einen Blick in eine mögliche Zukunft von drei der   gefällt er sich in seiner Rolle und wird immer sicherer und besser   Menschen auch zukünftig deutlich gesehen und wahrgenommen
 helmsburg  blicken  uns  zweimal  an  -  einmal  von  Angesicht  zu   Jugendlichen:  in seinen Vorträgen. So hat er - und dies mit einigem Vergnügen-   werden, wie in diesem Band des Fotografen Rudolf Giesselmann.
 Angesicht und einmal stehen sie uns in ganzer Größe in ihrer   seine schulischen Leistungen wunderbar verbessern können.   Auch sie selbst müssten immer wieder bereit sein, sich zu zeigen
 eigenen  Körperhaltung  und  ihrem  ausgewählten  Outfit  gegen-  Didem besucht die Hamburger Stadtteilschule Wilhelmsburg   Dies wiederum bringt ihn seinem Traumziel näher. Nachdem   und sich zu präsentieren. Außerdem bräuchten sie weiterhin gute

 über. Wache, hübsche Jugendliche schauen uns an - manchmal   und ist recht gut in ihre Klasse integriert. Die anderen Mädchen   er den Hauptschulabschluss erworben hat, schafft er mit konti-  Beratung  und  Unterstützung,  z.B.  von  ihren  LehrerInnen  und
 lächelnd, häufig ernst.  schätzen ihre Besonderheit. Im neuen Schuljahr steht Musik auf   nuierlicher Arbeit auch den mittleren Bildungsabschluss. Seine   den anderen Erwachsenen aus ihrem Umfeld für ihre jeweiligen
 So wie wir nur einen Ausschnitt ihrer Person sehen und wahr-  dem Plan. Dabei fällt dem Musiklehrer ihre Stimme auf und er   Liebe zum Zeichnen, zum Präsentieren und zu den Autos hat   Interessen und Fähigkeiten.
 nehmen können, so erfahren wir von ihnen jeweils eine Moment-  lädt Didem ein, in dem neu gegründeten Chor mitzusingen. Ein   ihm geholfen, seinen Schulweg zu schaffen. Er findet einen Platz   Ich habe viele Jahre mit Jugendlichen aus unterschiedlichen
 aufnahme aus ihrem Alltag. Sie spielen Fußball, singen, tanzen,   wenig schüchtern singt Didem und freut sich, wie angetan die   und hat inzwischen seine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker   Ländern und Kulturen in einer Berufsschule gearbeitet und gese-
 kochen  und  treffen  sich  mit  den  Freunden  und  Freundinnen.   anderen SchülerInnen von ihrem Singen sind. Wider Erwarten   erfolgreich abgeschlossen und anschließend eine Festanstellung   hen und erfahren, welche Potenziale in diesen jungen Menschen
 Dennis findet, dass er beim American Football auch viel für sein   macht ihr dieses regelmäßige Singen im Chor richtig Spaß. Ein   in seinem Traumberuf erhalten.  stecken.
 Leben lernt, z.B. Respekt vor anderen zu haben. Hasude spricht   erster Auftritt bei einem Stadtteilfest bringt dem Schulchor dickes   Die Einblicke in das Schulleben und den Alltag der Jungen und

 Deutsch und Afghanisch; sie lernt außerdem noch Englisch und   Lob ein. Didem erfährt über den Musiklehrer und die Rückmel-  Hatice ist immer wieder zur Klassensprecherin gewählt wor-  Mädchen der Klasse 7 von der Stadtteilschule Wilhelmsburg, die
 Französisch. Einige von ihnen übernehmen bereits Verantwor-  dungen der Anderen, wie gut ihre Stimme ist. Auch ihre Mutter   den, denn mit viel Geschick hat sie die Alltagskonflikte in ihrer   uns Rudolf Giesselmann mit den Fotos und den Texten ermög-
 tung, wie Hatice als Klassensprecherin oder Elham, die manch-  ist erfreut über diese Entwicklung und erlaubt Didem, in einem   Klasse und in der Schule mit auflösen können. Als sie in der 8.   licht, beruhen auf vielleicht kleinen, aber wundervollen Schritten
 mal auf ihre jüngeren Geschwister aufpasst, oder Can, der sei-  großen Hamburger Gospel-Chor mitzusingen. Durch ein Prakti-  Klassen war, schlugen die älteren SV-SchülerInnen und auch die   der Schüler in eine gute Zukunft:
 nem Vater beim Einkaufen fürs Geschäft hilft.  kum begeistert sich Didem für den Beruf der Physiotherapeutin.   Verbindungslehrer ihr vor, an einer mehrstufigen Weiterbildung
 Wie viel Temperament blickt uns entgegen und wie viel Krea-  Sie macht eine entsprechende Ausbildung und findet auch einen   zum Thema Mediation für SchülerInnen aus der SV-Arbeit teil-  Ich zeige mich und lasse mich anschauen.

 tivität steckt in den Erzählungen aus ihrem Alltag! Die Gruppen-  guten Arbeitsplatz. Regelmäßige Weiterbildungen zu den Berei-  zunehmen. In diesen Seminaren lernte Hatice so viel Neues und   Ich erzähle einfach von mir.
 aufnahmen erzählen uns davon: Wir sehen sie, beim Tischfußball   chen Körper, Bewegung, Atem und Stimme bringen ihr immer   Interessantes, dass sie sich immer mehr für den Bereich Kommu-  Ich weiß, was ich tue.
 auf dem Schulhof, beim Essen und Schwatzen in der Kantine   wieder neue Erkenntnisse und neue Erfolge im Beruf und beim   nikation und Konfliktmanagement interessierte. Dies bestimmte   Ich bin selbstbewusst.
 und auch sehr ernsthaft und engagiert in verschiedenen Schulsi-  Singen.  ihren weiteren Schul- und Ausbildungsweg. Sie absolvierte einige   Mein  fremder  Name,  mein  Kopftuch,  meine  vielleicht  andere
 tuationen - nachdenklich, sinnierend, schreibend, sehr konzent-  Praktika in sozialen Projekten und nahm weiterhin an Semina-  Lebens- und Sichtweise, können ein Angebot für dein Interesse
 riert, dabei heiter beim Backen in der Schulküche.  Adrian hat für sich das Comic-Zeichnen entdeckt. Immer   ren  für  Jugendliche  teil.  Sie  schaffte  ihren  Realschulabschluss   an mir sein.
 Am  Ende  des  Buchs  beschreibt  ein  Foto  vom  Tafelbild  mit   wenn ihm langweilig ist, dann zeichnet er. Und außerdem macht   und besuchte die Fachoberschule Sozialwesen. Inzwischen stu-

 zwei Elfchen dann noch, dass die Klasse ganz offensichtlich den   ihm das Präsentieren - vorläufig nur im Unterricht - großes Ver-  diert sie an einer Fachhochschule für Soziale Arbeit.
 Fotografen aufgenommen hat. Das Buch schließt mit einem Foto   gnügen. Hier kann er seine visuellen Fähigkeiten in den Plakaten   Rosemarie Gögler, Kassel, März 2013
 vom Spiel einiger Schülerinnen vor der Kamera in einer Pause;   umsetzen. Wenn er dann vor der Klasse steht und gut vorbereitet     So oder so ähnlich könnten die Biografien von Didem, Adrian,
 offensichtlich genießen sie es.   mit Hilfe seiner kleinen Moderationskarten zur Sache redet, dann   Hatice und den anderen verlaufen; jedoch nur wenn diese jungen
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