Page 78 - Rudolf Giesselmann - Landerziehungsheim Walkemühle
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Lässt man sich vor dem Hintergrund des bisher
Beschriebenen auf die vielen kleinen Ge-
schichten der Kinder ein und erinnert sich dabei
vielleicht auch an seine eigene Kindheit, so fällt
einiges auf - sei es beim Hören der Tonband-
aufzeichnungen oder aber beim Lesen der
Briefe der Kinder an ihre Eltern, auf deren Ab-
druck an dieser Stelle leider weitgehend ver-
zichtet werden muss:
- Ein ausgeprägtes, selbstverständliches Den-
ken im Gruppenzusammenhang wird offenbar,
von “Wir” und “Uns” ist in aller Regel die Rede,
ganz selten nur von “Ich” und “Mir”.
- Was den Kindern täglich begegnet, wird im
Unterricht behandelt. So können die Kinder ihr
offenes Auge, “ihren Sinn” dafür behalten.
- Die Kinder besitzen eine sehr raumbetonte
Wahrnehmung und Mitteilsamkeit, sie machen
eindrucksvolle Streifzüge in die Umgebung,
wovon sie berichten.
- Auf gleicher Ebene, selbstbewusster Umgang
mit den Erwachsenen - hier wird nicht unter-
würfig gebettelt, sondern die Kinder stellen
selbstverständlich ihre Forderungen.
- Die Lehrer lassen die Kinder in ihrer Sprache
ihre Entdeckungen beschreiben. Anforderun-
gen an die Form ersticken nicht die Neugier
oder die Freude am eigenen kindgemäßen
Ausdruck.
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