Page 52 - Rudolf Giesselmann - Landerziehungsheim Walkemühle
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betroffen. Um zu verhüten, dass aus der Em-
pörung ein Hassgefühl in der bisher ohne poli-
tischen Streit miteinander lebenden Gemeinde
Dagobertshausen erwuchs, habe ich sofort mit
einigen Bauern über diese Lage gesprochen,
dringend gebeten und ermahnt, jener im Zorn
gemachten Erklärung, bez. Milchlieferung
keinesfalls stattzugeben, andernfalls würde ich
ganz öffentlich in meiner Verantwortung für
den Frieden in der Kirchengemeinde dagegen
protestieren. Es sind mir dann auch keine un-
gerechten Schikanen gegen kommunistische
Wähler in der Gemeinde bekannt geworden.
Im Rückblick auf die bis 1933 zunehmenden
politischen Auseinandersetzungen und Ver-
feindungen auch in den kleinen Gemeinden,
darf auch ich aus meinem Dienst und Ringen
um die Erneuerung unseres Volkes besonders
den jungen Menschen erklären, dass die ge-
fährliche Spaltung der damaligen politischen
Lage unseres Volkes durch den natio-
nal-sozialistischen Umbruch zu einer unerwar-
teten Einigung überführt wurde. Nur das Na-
ziregime hat in seinem Hochmut und macht-
süchtigen Totalitätsprinzip diese Möglichkeit
zum Unheil verwandelt. Das wird wie auch
einst der “wilhelminischen” Machtausübung
jedem andersartigen politischen und totalitä-
ren Machtstreben widerfahren. Das habe ich
als 84jähriger im Miterleben zweier Katastro-
phen in unserem Volk erkennen müssen.
gez. Gottfried Reuter
Willi Schaper bezeichnet diese Ausführungen
als zum Teil “geradezu hanebüchen. Ein Be-
nehmen, wie er es aus seinen Veranstaltungen
schildert, habe ich mit Walkemühlern nie erlebt.
Es wäre auch von der Leitung der Walkemühle
nicht geduldet” worden.
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