Page 70 - Rudolf Giesselmann - Landerziehungsheim Walkemühle
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“Sport war Pflicht, jeden
                                                                                     Tag. Bei mir war das
                                                                                     oftmals so, dass ich in
                                                                                     der Schlosserei oder mit
                                                                                     den   Turbinen   da   ir-
                                                                                     gendwie fest hing, und
                                                                                     es ging dann auf Mittag
                                                                                     zu,     da      spreche
                                                                                     ich:  ,Verdammt,    jetzt
                                                                                     musst  du   auch   noch
                                                                                     Handball spielen.’ Dann
                                                                                     also   raus,    meistens
                                                                                     wurde eine halbe Stunde
                                                                                     gespielt. Einmal in der
                                                                                     Woche haben wir dann
                                                                                     noch     abends     zwei
                                                                                     Stunden Sport gehabt.
                                                                                     Für den Sport hatten wir
                                                                                     alle Geräte und eine
                                                                gute Turnhalle, da machten wir zum Beispiel
            “Vor dem Mittagessen spielten wir in zwei           Kastenspringen, da wurde dann noch was da
            Mannschaften eine halbe Stunde Faustball, wir       drauf gelegt, eine Kehrschippe mit der Spitze
            hatten einen eigenen Platz dafür.”    (Helmut       nach oben - ,wer wagt es noch?’
            Schmalz)
                                                                Sport trieben Männer und Frauen gemeinsam,
            “Es gab einige Male auch Sonderanweisungen          wie es auch sonst keine Unterschiede zwischen
            wie z.B.: ,Es muss 20 Minuten sonnengebadet         Männern und Frauen gab, weder in der poli-
            werden.’ Da wurde dann das Gelände auf-             tischen noch in der praktischen Arbeit.” (Willi
            geteilt, Männlein hier, Weiblein da, Kinder ü-      Warnke)
            berall.” (Willi Warnke)

                                                                                     Das Mittagessen


                                                                                     “Beim    Essen    wurde
                                                                                     pünktlich  angefangen,
                                                                                     da wollten wir nicht von
                                                                                     Nachzüglern      gestört
                                                                                     werden, was ja leicht
                                                                                     vorkommt in solch einer
                                                                                     Gemeinschaft.   Wer   zu
                                                                                     spät kam, musste allein in
                                                                                     der  Küche   essen  und
                                                                                     hatte dann anschließend
                                                                                     noch   Strafspülen;  der
                                                                                     löste dann den ab, der
                                                                                     eigentlich dafür einge-
                                                                                     teilt  war.  Wir  wollten
                                                                                     nicht  gestört  werden,
                                                                                     und das war aber ein
            Eine Schülerin, als Kind auf der Schule, berichtet,   Mittel, um das zu verhindern; und das war ja
            “es war herrlich, mein Bruder konnte schon          auch nötig, wenn zwanzig, dreißig Erwach-
            schwimmen, und ich habe mit meinen sechs            sene zusammen aßen, oder die zwanzig Kinder,
            Jahren in der Pfieffe vor dem Stau auch             die zum Schluss da waren. Die Kinder und die
            schwimmen gelernt.”                                 Erwachsenen aßen auf der Walkemühle ge-
                                                                trennt.” (Hedwig Urbann)

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